Jeder, der einen Kredit vergibt ist dem Risiko ausgesetzt, das Geld nicht zurückzuerhalten. Doch jeder, der sein Geld anlegt, ist doch im Prinzip ebenfalls ein Kreditgeber, richtig? Naja, ganz so stimmt das nicht, denn eine Geldanlage ist auf viele verschiedene Arten möglich. Zum Beispiel kann eine Geldanlage auch im Kauf eines Objekts oder von Rechten bestehen. So ist auch der Kauf einer Aktie oder eines Gesellschaftsanteils an einer GmbH eine Art Geldanlage.
Egal, ob als Kreditgeber oder Käufer: Wer sein Geld aus den Händen gibt, möchte sicherstellen, es auch zurückzuerhalten oder zumindest den Gegenwert zu erhalten. Und das auch mit einer attraktiven Rendite, denn warum sollte man sonst das Risiko eingehen?
Jeder, der ausschließlich in eine Position investiert, setzt sich einem großen Risiko aus. Hier muss man jedoch ein wenig differenzieren, denn jemand, der ins eigene Unternehmen oder in die eigene Immobilie investiert tut dies in der Regel nicht um sein Geld gewinnbringend anzulegen, sondern um seinen eigenen Lebensmittelpunkt zu schaffen. Selbstverständlich ist es dennoch ein Klumpenrisiko. Denn wenn etwas mit der Immobilie passiert (Erdbeben, Überschwemmung, etc.) ist ein Totalverlust nicht selten. Und meistens ist auch die geplante Mietersparnis (oder -einnahme) für das Rentenalter futsch.
Auch Banken haben die Pflicht, bei der Kreditvergabe eine breite Risikostreuung zu betreiben. Neben der normalen Bonitätsprüfung müssen also noch weitere Vorschriften eingehalten werden um das Risiko zu minimieren.
So müssen Millionenkredite, die an einen einzigen Kreditnehmer vergeben werden, gemeldet werden. Die Kredite müssen in unterschiedliche Branchen, Regionen und Verwendungszwecke aufgeteilt werden. Ebenfalls zu beachten sind Korrelationen, die auftreten können. Lassen Sie uns hierfür ein Beispiel anschauen:
Franz H. arbeitet bei einem großen Automobilhersteller. Er kauft sich ein Auto im Betrieb und finanziert es bei einer überregionalen Geschäftsbank. Ebenfalls bei dieser Bank hat das Unternehmen selbst einen Kredit, welcher für die Betriebsmittel gedacht ist. Einer der Zulieferer ist ebenfalls Kunde der Bank und dessen Rohstoffhändler ebenso.
Diese vier Kredite haben zunächst nichts miteinander gemein. Schließlich handelt es sich um vollkommen verschiedene Unternehmen und sogar einen Privatkunden. Doch nehmen wir nun an, der Automobilhersteller gerät in Zahlungsschwierigkeiten: die Ausfallkette ist lang: der Zulieferer bekommt keine Aufträge mehr, dessen Lieferant erhält keine Bestellungen mehr und der Mitarbeiter bekommt seine Kündigung. Noch schlimmer ist es, wenn es sich um eine regionale Bank handelt, die viele Mitarbeiter dieses Unternehmens unter den Kunden hat. Es handelt sich also für die Bank um ein Klumpenrisiko, das nicht ohne weiteres und auf den ersten Blick identifiziert werden kann.
Um das zu vermeiden kann man den sogenannten Korrelationskoeffizienten berechnen. Dieser sagt aus, wie sehr sich ein Problem eines Marktteilnehmers auf einen anderen auswirkt. Ist die Korrelation hoch, müssen Maßnahmen getroffen werden, die die Klumpenbildung verhindern. Beispielsweise könnte man Versicherungen abschließen oder am Geldmarkt Gegenpositionen einnehmen.
Doch ebenfalls ein Klumpenrisiko kann entstehen, wenn ein Kreditgeber sich auf bestimmte Altersgruppen, Berufsgruppen, oder finanzierte Gegenstände spezialisiert.
Typische Beispiele für letzteres sind Hypothekenbanken oder Automobilfinanzierer.
Das Klumpenrisiko kann jedoch auch in Klumpenchancen umschlagen. Diesen Effekt nutzen Spekulanten, wenn sie mit dem Aufschwung einer bestimmten Branche oder Anlagetyps rechnen. Die Gewinnchancen potenzieren sich, jedoch steht hier immer noch der mögliche hohe Verlust im Raum.
Auch bei der Geldanlage muss auf eine sinnvolle Risikostreuung geachtet werden. Die Anlagen sollten daher breit gestreut werden und zwar in unterschiedlichen Kategorien:
Zeitliche Streuung: Ein Festgeld für 10 Jahre mag sich gut anhören, wenn der Zinssatz stimmt. Doch was, wenn die Zinsen am Markt rasant in die Höhe steigen? Daher sollte das Gesamtvermögen lieber auf unterschiedliche Zeiträume investiert werden. Eine gute Mischung enthält immer kurz-, mittel- und langfristige Anlagen.
Regionale Streuung: Eine gesunde Streuung sollte nicht nur innerhalb Deutschlands erfolgen, sondern ebenfalls auf globaler Ebene. Also sollte auch der Amerika-Anteil der Geldanlage wiederum verschiedene Orte einbeziehen, und nicht nur bspw. New York.
Streuung nach Anlageklasse: Wenn die Welt wieder einmal in eine Wirtschaftskrise fällt, werden Aktien vermutlich als erstes darunter leiden. Ein ausschließlich in Aktien investierter Anleger bekommt dann Probleme mit der Liquidität.
Streuung nach Währungen: Die Investition in Fremdwährungen klingt erst einmal riskant. Doch schaut man genauer hin, muss man feststellen: Eine Beimischung macht durchaus Sinn. Denn auch der Wert des Euro ist nicht in Stein gemeißelt und kann sinken. Im ersten Moment würden wir davon wohl nichts merken, im Zweiten jedoch ganz sicher. Denn die Rohstoffmärkte funktionieren auf Basis von Dollarkursen. Steht der Euro schlecht, muss mehr investiert werden, die Preise in Deutschland erhöhen sich entsprechend.
Streuung nach Risiko: Typische als risikoarm eingestufte Geldanlagen bringen häufig weniger Rendite als riskantere Anlagen. Bei Wertpapieren jedoch bezeichnet die Risikoklasse nicht immer das wirkliche Ausfallrisiko, besonders bei Aktien. Es handelt sich eher um eine Einstufung der Wertschwankung. Denn für den Fall, dass unvorhergesehen verkauft werden muss, wäre eine große Schwankungsbreite unter Umständen negativ, wenn der Kurs gerade am Tiefpunkt ist. Im umgekehrten Fall kann aber durch riskantere Anlagen neben einen größeren Verlust auch ein größerer Gewinn möglich sein.
Eine umfassende Anlageberatung mit Berücksichtigung Ihrer persönlichen Risikoneigung und –tragfähigkeit ist unerlässlich, wenn Sie kein Profi sind.
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