Eigentlich kann man alle Teile des Finanzmarktes auch als Kreditmarkt bezeichnen. Es geht, grob gesagt, um den Handel mit Geld. Und wie überall handeln Menschen die Geld haben mit Menschen, die es nicht haben. Es wird also jemandem, der kein oder nicht genug Geld hat, ein Kredit gewährt. Im Gegensatz dazu bekommen Anleger die Vergütung für die Kreditgewährung.
Der Finanzmarkt ist unterteilt in Geldmarkt, Kapitalmarkt und Devisenmarkt. Auch auf dem Devisenmarkt gibt es Kreditgeschäfte, auf die wir aber wegen der untergeordneten Rolle im Kreditmarkt hier nicht eingehen.
Der Geldmarkt ist der Teil des Finanzmarktes, an dem die Zentralbanken in großem Rahmen tätig werden. Hier werden kurzfristige Kredite (ein Tag bis zu einem Jahr) vergeben. Es handeln hauptsächlich die Banken untereinander, aber auch die Zentralbanken vergeben hier besonders günstige Kredite und versuchen so die Geldmenge zu steuern. Aufgrund der hohen Summen können Privatanleger hier nicht wirklich mithandeln, es sei denn, sie investieren indirekt in einen Geldmarktfonds oder ein Geldmarktkonto. Für den Geldmarkt gibt es keine Standorte, der Handel findet einfach untereinander, teilweise sogar einfach per Telefon statt.
Durch die kurzen Laufzeiten und die Überwachung der Zentralbank ist ein Risiko für den Anleger eher gering. Dafür sind jedoch auch die Gewinnmargen winzig. In besonders schlechten Zeiten ist der Kreditzins sogar negativ. Es handelt sich bei den Geschäften am Geldmarkt um besonders einfache Strukturen, meist sogar bilaterale Kredite.
Der Kapitalmarkt bietet dagegen jede Menge Spielraum und sehr hohe Renditechancen, aber auch entsprechend hohe Risiken. Um beim Kreditmarkt zu bleiben, schauen wir uns einige mögliche Finanzierungsformen an, wenn jemand einen Kredit, also Kapital benötigt.
Für die Kreditvergabe auf dem Kapitalmarkt muss kein Kreditantrag gestellt werden. Vereinfacht gesagt: Wer Geld einnehmen möchte, muss etwas verkaufen. Und genau dies ist am Kapitalmarkt, unter Einhaltung der Regeln und Vorschriften, möglich.
Es gibt unendlich viele verschiedene Möglichkeiten, Kapital zu bekommen. Zum Beispiel könnte man Anleihen ausgeben. Das erhaltene Kapital muss am Ende der Laufzeit zurückgezahlt werden, wie das bei einem Kredit üblich ist. Man muss also mit dem Kapital mindestens so viel verdienen, dass die Rückzahlung und die laufenden Zinszahlungen gesichert sind.
Aber auch die Ausgabe von Zertifikaten ist möglich. Hier gibt es keine Grenzen. Zertifikate können in jeder Form und Fasson emittiert werden. So gibt es Derivate auf das Wetter in einer bestimmten Region oder man könnte Genussscheine ausgeben, die dem Anleger ein Recht einräumen, das quasi völlig frei festzulegen ist. Ein Genussschein könnte zum Beispiel zu einem Saunabesuch im konzerneigenen Schwimmbad genauso wie zu einer jährlichen Zinszahlung berechtigen. Genussscheine sind eine Sonderform der Anlage und sind als nachrangige Papiere einem wesentlich höheren Risiko ausgesetzt als z. B. Anleihen. Ob eine Laufzeit vereinbart wird oder nicht, ob eine Rückzahlung des Nennwertes stattfindet oder nicht ist Sache der Vertragsgestaltung. Inhaber eines Genussscheins müssen jedoch wissen: Im Falle einer Insolvenz gehen alle anderen Gläubiger vor. So kommt es häufig vor, dass Käufer von Genussscheinen leer ausgehen.
So hat ein Wurstfabrikant einen Genussschein an seine Kunden ausgegeben, und eine jährliche Vergütung von 7-10% in Form von Wurstgutscheinen versprochen. Da es jedoch mit der Expansion nicht so lief wie geplant, gingen die Anleger leer aus.
Das Social Lending löst gerade bei Unternehmen die klassische Kreditfinanzierung ab. Es handelt sich hierbei um Kredite, die von anderen Unternehmen direkt vergeben werden. Über eine Plattform, die die Bonitätseinschätzung und die Abwicklung übernimmt, können sich private und geschäftliche Anleger verschiedene Projekte aussuchen, die sie finanzieren möchten. Der Kreditnehmer bekommt das Geld, sobald die benötigte Gesamtsumme erreicht wurde und zahlt monatlich seine Raten zurück.
Davon abzugrenzen ist das Venture Capital. Hier investieren Unternehmen in neue Firmen indem sie eine Unternehmensbeteiligung kaufen, die sie nach einer vorgegebenen Zeit (mit geplantem Gewinn) zurückgeben. Häufig bringen die Geldgeber auch ihre eigenen Erfahrungen in das Unternehmen ein und helfen so, besonders in den Startjahren, das Unternehmen auf feste Fundamente zu stellen. Man kann das auch als einen Schubs bezeichnen, um die schweren ersten Jahre schneller zu überstehen. Der Geldgeber kann so besonders vom schnellen Wertzuwachs in dieser Zeit profitieren.
Schließlich gibt es noch das Crowdfunding. Hier handelt es sich jedoch weniger um einen Kredit, als vielmehr um eine Art Vorverkauf einer Geschäftsidee. Ein Projektstarter beschreibt seine Idee und vergibt ein Ziel, z.B. 100.000,- Euro. Nun können Potenzielle Investoren einen Betrag nennen, den sie bereit sind zu geben. Für verschiedene Beträge werden unterschiedliche Belohnungen gegeben. Zum Beispiel könnte ein Spieleentwickler eine frühere Lieferung des Spiels oder eine Sonderausgabe für Kapitalgeber zusagen. Somit stehen für die Anleger nicht eventuelle Gewinne im Vordergrund, sondern ausschließlich die Verwirklichung des Projekts. Erst wenn das Kapitalziel erreicht ist, wird der Betrag von den Kapitalgebern eingesammelt und an den Projektstarter weitergeleitet.
Doch das Risiko ist trotzdem groß. Denn wenn das Projekt nicht verwirklicht wird, z.B. weil man sich überschätzt hat, ist das gegebene Geld meist weg.
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