Eine Option gehört neben Futures zu den zwei wichtigsten Finanzderivaten. Eine Option ist ein Recht auf ein Geschäft in der Zukunft. Im Gegensatz zum Future ist jedoch die Ausübung der Option nicht für beide Vertragspartner Pflicht.
Optionen können sowohl in Form von verbrieften Wertpapieren, als auch als einfache Kontrakte gehandelt werden. Zweck ist normalerweise die Absicherung gegen Preisschwankungen, aber sie eignen sich durch ihre schnelle Handelbarkeit und mögliche Hebelwirkung sehr gut für die Finanzspekulation.
Das Wesen einer Option zu begreifen ist nicht schwer, wenn man es einmal verstanden hat, daher nehmen wir ein praktisches Beispiel zur Veranschaulichung:
Ein Schweinebauer hat 1000 Ferkel und weiß, dass er sie in 2-3 Jahren für 425.000,- Euro verkaufen kann, wenn die Preise stabil bleiben. Doch er hat etwas Angst, denn er hat für die Aufzucht Kredite aufgenommen, die er in 3 Jahren zurückzahlen muss. Wenn die Preise sinken, hätte er Probleme die Schulden zu tilgen.
Nun hat er zwei Möglichkeiten:
Der Bauer kauft eine PUT-Option:
To put kommt aus dem englischen und bedeutet: etwas (hin)legen. Er kauft also das Recht, in 2-3 Jahren jederzeit seine Schweine für 425.000,- Euro verkaufen (auf den Markt legen) zu dürfen.** Verkäufer** dieses Rechts ist ein Fleischer, der damit rechnet, dass die Preise für Schweine in den nächsten Jahren gleich bleiben, oder nur leicht sinken werden. Er verpflichtet sich also, dem Bauern die Schweine zum ausgemachten Preis innerhalb der 2-3 Jahresfrist abzunehmen. Für diesen Handel, also das Optionsrecht, zahlt der Bauer dem Fleischer einen Optionspreis. Dafür ist der Fleischer nun der Stillhalter, er muss abwarten, ob der Schweinebauer sein Recht ausübt und ihm die Schweine verkauft, oder ob die Preise nach 2 Jahren sogar höher sind als erwartet und die Schweine anderweitig verkauft werden. Er müsste seine benötigten Schweine dann teuer auf dem Markt kaufen. Dafür hat er den Optionspreis erhalten.
Der Bauer verkauft eine Call Option:
To Call ist ebenfalls englisch und bedeutet (Ab-)rufen. Wenn der Bauer nicht mit starkem Preisverfall rechnet, sondern eigentlich gleich bleibende Preise erwartet oder nur eine leichte Preissteigerung, kann er eine Call-Option verkaufen. Hier verpflichtet er sich, seine Schweine zum Preis von 425.000,- Euro herzugeben, egal, wie der Marktpreis dann ist. Findet er einen Fleischer, der mit stark steigenden Preisen rechnet, bezahlt dieser die Optionsprämie an unseren Schweinebauern. Sinkt allerdings der Preis doch stärker, wird der Fleischer die Option nicht ausüben und unser armer Bauer muss die Schweine dann billig am Markt verkaufen. Dafür hat er wiederum die Optionsprämie erhalten.
Man kann also sagen: Jemand, der irgendwann etwas benötigen wird, kauft eine CALL-Option oder verkauft eine PUT-Option. Er kauft also entweder das Recht, etwas abzurufen oder verkauft das Recht, etwas aufgedrängt zu bekommen. Jemand, der eine Ware hat, verkauft eine CALL-Option oder kauft eine PUT-Option. Wie man sich entscheidet hängt davon ab, mit welcher Preisentwicklung man rechnet.
Derjenige, der das Recht, aber nicht die Pflicht hat, ist in der Long-Position, er kann also long-call oder long-put sein.
Derjenige, der die Pflicht hat, etwas zu kaufen oder zu verkaufen ist in der Short-Position, kann also short-call oder short-put sein. Als Eselsbrücke kann der Anfangsbuchstabe dienen. Die Shortposition hat immer der Stillhalter.**
Jemand, der nie Schweine hatte und auch nie welche haben möchte, kann jedoch ebenfalls Käufer oder Verkäufer von beidem werden.
Wenn man mit stark steigenden Preisen rechnet, so könnte man eine günstige Call-Option kaufen. Somit also das Recht, Ware günstig (ab-)zurufen. Wenn die Preise dann tatsächlich steigen, wird man kurz vor Ende des Kontraktes mit Sicherheit jemanden finden, der günstig diese Option kauft. Der Kurs für die Option wird also mit dem Kurs der Schweine steigen. Da eine Option nicht so teuer ist, wie die Schweine, könnte ich für weniger Geld mehr Optionen kaufen als Schweine. Dies erklärt den Hebel.
Noch einmal im Kleinen und deutlicher:
Voraussichtlich werden die Preise für Pferde steigen. Ich könnte für 10.000,- Euro 10 Pferde (= 1.000,- Euro pro Pferd) kaufen und in 5 Jahren für 20.000,- Euro verkaufen. In dem Fall hätte ich dann also 100% Gewinn gemacht.
Alternativ kaufe ich nun aber für 10.000,- Euro Optionspreis das Recht, 100 Pferde in 5 Jahren zum Preis von 100.000,- Euro zu kaufen. Nach 5 Jahren hat jemand, der 100 Pferde benötigt die Möglichkeit sie für 2.000,- Euro pro Stück am Pferdemarkt zu kaufen (= 200.000,- Euro). Da ich selbst keine Pferde haben möchte, verkaufe ich ihm meine Optionen auf 100 Pferde für 90.000,- Euro. Er zahlt also statt 200.000,- Euro nur 190.000,- Euro für seine Pferde. Ich dagegen habe aus meinen 10.000,- Euro 90.000,- Euro gemacht. Ein Gewinn von 800%. Dies ist die Hebelwirkung. Sinken allerdings die Preise für Pferde, wird niemand meine Option kaufen und die Scheine sind wertlos. Daher ist der Handel mit Derivaten einer der risikoreichsten. In diesem Handel verloren hat der Pferdeverkäufer, der seine Pferde jetzt für 100.000,- Euro (plus die 10.000,- Euro erhaltener Optionspreis) hergeben musste statt für 200.000,- Euro die am Markt zu erzielen gewesen wären.
Optionen können auf alle möglichen Basiswerte gehandelt werden. So können auch Aktien statt Schweine gehandelt werden. Man könnte zum Beispiel jetzt versprechen, innerhalb von 2 Jahren Aktien einer großen Gesellschaft zu einem festen Preis zu verkaufen, obwohl man gar keine Aktien hat. Dafür bekommt man eine Optionsprämie. Wenn aber der Preis stark steigt, muss man sich die Aktien zu diesem teuren Preis tatsächlich kaufen um den Handel ausführen zu können. Hierbei handelt es sich um einen Leerverkauf.
Noch ein wenig exotischer wird es bei Binären Optionen. Hier handelt es sich tatsächlich fast um Wetten, denn eigentlich braucht niemand etwas. Der Anbieter einer binären Option (er verkauft hier die CALL-Option) richtet jemandem das Recht ein, von ihm einen festen Geldbetrag zu fordern, wenn ein Basispreis, z. B. eine bestimmte Aktie, einen bestimmten Wert erreicht. Erreicht also der Basiswert die ausgemachte Schwelle nicht, ist die Option wertlos.
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