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Rating

Rating bedeutet „Einschätzung“. Gemeint ist damit die Einschätzung der Bonität. Angewendet wird das Rating immer dann, wenn es um den Verleih von Geld geht.

Rating durch Agenturen

Was vielen Menschen nicht klar ist: Wertpapiere sind Schuldscheine. Handelsobjekt bei diesem Handel ist nicht das Wertpapier, sondern das Geld.

Es wird also ein Kredit vergeben (bei Fremd- oder Mezzanine-Kapital) oder direkt ein Anteil an einer Firma verkauft (bei Aktien). Derivate bezeichnen viele unterschiedliche Rechte, doch geht es immer irgendwie um Geld. Kreditgeber, die Bilaterale Kredite vergeben, wissen meist, wie sie die Bonität eines Unternehmens einschätzen.

Doch wie kann jetzt der Käufer einer Anleihe entscheiden, welche Anleihe gut und welche schlecht ist? Einige Dinge kann jeder selbst einschätzen. Wenn es aber in die Tiefe geht und Bilanzen ausgewertet werden müssen, dann wird es schon schwieriger. Hier kommen Ratingagenturen ins Spiel. Diese Agenturen schätzen die Bonität von Unternehmen, Institutionen, Staaten und deren Untergliederungen, aber auch einzelne Produkte, wie bestimmte Emissionen von Banken ein. Jede Prüfung ergibt ein bestimmtes Ausfallrisiko. Es wird also ganz genau eingeschätzt, wie wahrscheinlich es ist, dass der Kreditgeber/Anleger sein Geld zurückerhält.

Ratingagenturen blicken auf eine lange Entwicklung ihrer Methoden zurück, der erste Vorläufer wurde bereits Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet. Alle Kreditgeber und Anleger sollten daher das offizielle Rating eines Kreditnehmers zumindest berücksichtigen.

Methoden der Agenturen

Die genauen Methoden werden von den großen Ratingagenturen nicht veröffentlicht. Doch grobe Informationen gibt es natürlich. So werden selbstverständlich quantitative Einschätzungen vorgenommen. Hier geht es um die möglichst neutrale Prüfung der Bilanzen oder Haushalte (bei öffentlichen Einrichtungen). Das Problem dabei ist das sogenannte „Window Dressing“. So wird das kurzzeitige „Aufhübschen“ von Bilanzen zu einem bestimmten Termin bezeichnet. So gibt es zwar feste Regeln für die Berechnung von bestimmten Kennzahlen, jedoch gibt es Spielräume, die es erlauben, die Zahlen ganz anders erscheinen zu lassen, als sie sind.

Daher kommen noch qualitative Einschätzungen dazu. Hier werden die weichen Faktoren eingeschätzt, wie die Managementqualität oder die Unternehmensstrategie.

Alle Risiken sollen einbezogen werden

Wenn Sie schon einmal eine Wertpapieranlage getätigt haben und dabei gut beraten wurden, so wurden Sie auch auf die Risiken hingewiesen. Eine Ratingagentur prüft immer auch auf diese typischen Risiken wie das Währungsrisiko, Länderrisiko, Konjunkturrisiko, Inflationsrisiko, usw. So kann ein Unternehmen nie ein besseres Rating haben als der Staat in dem es sich befindet. Denn: Ginge der Staat Pleite, könnte das auch für das beste Unternehmen innerhalb dieses Staates nicht ohne Folgen bleiben.

Die in Summe nahezu unzähligen Risiken werden je nach Wichtigkeit unterschiedlich gewichtet. Ergebnis ist eine „Ratingstufe“ oder „Ratingklasse. Die unterschiedlichen Agenturen haben auch unterschiedliche Klassen, dennoch bei allen gleich ist, dass die beste Note ein Triple A ist. Alle gemeinsam haben (und dies ist auch Vorgabe für ein anerkanntes System) alle mindestens sieben Abstufungen (Notches) für das Ausfallrisiko, sowie eine einzelne Note für ausgefallene Schuldner. Weltweit anerkannt sind die Ratings der großen Agenturen wie Moody´s, Fitch und Standard & Poor ´s. Daneben gibt es jedoch auch kleinere Agenturen in einzelnen Ländern.

Gesetzliche Einbeziehungspflicht

Kreditinstitute dürfen, statt auf die öffentlichen Ratings auch ausschließlich auf die eigenen internen Ratings zurückgreifen, allerdings müssen die Ratingmethoden offengelegt und genehmigt werden.

Kritik an der Methode

An einer Einschätzung der Bonität anhand von Ratingnoten ist grundsätzlich gar nichts auszusetzen. Im Gegenteil, nur so ist ein Schutz der Anleger und Kreditgeber überhaupt möglich. Allerdings ist die Abhängigkeit von Ratingagenturen für Kritiker bedenklich. Denn nur, wenn zu 100% unabhängig geprüft wird, kann das Risiko einigermaßen objektiv eingeschätzt werden.

Doch Fehler können auch unbeabsichtigt passieren. So wurden bereits mehrfach große Unternehmen als sehr gut bewertet, kurz bevor sie Insolvenz anmeldeten. Außerdem ist eine Note nur so gut, wie das System auf dem sie basiert. Da auf dem Markt immer neue Finanzprodukte zu finden sind, ist es manchmal schwer, deren Zusammensetzung zu verstehen und nachvollziehen zu können, welche Punkte hier relevant sind und geprüft werden müssen. Immer neue Pakete werden geschnürt und weiterverkauft, bis nicht mehr klar auseinanderzuhalten ist, wo das Risiko versteckt ist. Eine unberechtigt gute Ratingnote könnte so besonders viele Anleger anlocken und mit ins Unglück stürzen.

Auch eine Beeinflussung des gesamten Marktes kann nicht nur nicht ausgeschlossen werden, sondern ist sogar Tatsache. Denn wenn eine große Ratingagentur eine Anpassung vornimmt und eine Anlage von „investment grade“ zu „speculative grade“ sinkt, sind institutionelle Anleger wie Pensionskassen, verpflichtet, diese Anlagen zu verkaufen. Aufgrund der hohen Volumina kann eine Beeinflussung des Marktes fast nicht verhindert werden.

Grundsätzlich sollte die tatsächliche Ausfallquote innerhalb einer Ratingstufe auch mit der vorher geschätzten wahrscheinlichen Ausfallquote übereinstimmen. In diesem Fall wäre das Rating korrekt.

Internes Bankenrating

Banken und Kreditinstitute haben selbst Methoden entwickelt, ein Ausfallrisiko anhand bisheriger Erfahrungen einzuschätzen. Ein Neukunde hat zunächst keinerlei Rating, da noch keinerlei Erfahrungen mit ihm bestehen. Zwar werden die persönlichen Daten (Familienstand, Anschrift, Alter, etc.) aufgenommen und entsprechend berücksichtigt, aber wie zuverlässig ein Kunde ist, sieht man erst anhand seiner Kontoführung. Überzieht der Kunde also ohne Vereinbarung mit der Bank sein Konto, oder gibt es Rücklastschriften, ergibt sich mit Sicherheit ein schlechtes Rating. Da niemand Kunden und Konten ständig im Blick haben kann, hat jede Bank ein eigenes System, welches sowohl bei der Kreditentscheidung, als auch bei der Ermittlung des bonitätsabhängigen Zinssatzes eingesetzt wird.

Üblich ist die laufende Überwachung und automatische Gewichtung einzelner Punkte. So entsteht ein immer aktuelles Rating. Zu langes Warten vor einer Kreditaufnahme hat schon manchen die Kreditzusage gekostet, weil durch häufige kleine Überziehungen das Rating sehr schnell in den Keller sinkt.

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